Menschlichkeit. Leben. Welt.

 
 

Ich stelle wieder und wieder fest, dass ich versage, wenn ich schnell klar machen soll, worum es bei integraler Bewegung, bei RIVERS, bei meiner Leidenschaft, bei meiner sinnstiftenden Tätigkeit geht. Naja, auch wenn ich es nicht schnell klarmachen soll. Was mir Bewegung gibt, was sie für mich bedeutet. Lange Antworten gibt es buchweise, doch wer liest das schon, man muss ja zuerst wissen, ob es sich lohnt, sich darauf einzulassen.

Nun denn, hier ein neuer Versuch, zuerst in der ausschließenden Form:

Es geht nicht darum, sich fließender zu bewegen.
Es geht nicht darum, standfest zu sein.
Es geht nicht darum, deine Bewegung oder deinen Körper zu modellieren.



Nicht? Nun, nicht nur. Bei Weitem nicht nur. Obwohl dies Kernelemente der Praxis sind, ist das nur Oberfläche. Darum jetzt die umfassende Formulierung dieser Aussagen:

Werde fließender in deiner Menschlichkeit.
Wachse in die Tiefe deines Lebens.
Gestalte deine Präsenz in der Welt.



Sogleich muss, darf und will ich sagen, dass nur ein Drittel davon von mir ist. Ich habe zwei der Impulse auf der Website On Being gefunden, über die ich bei einer Recherche für mein Buch gestolpert bin. »Become more fluent in your humanity. Shape your presence in the world«, heißt es da. Es passt so perfekt in alles, was ich tue. Ich freue mich, dass es nicht von mir ist, und dass es so gut passt, denn das zeigt, dass ich auf dem Weg bin damit, nicht dass ich als Guru dastehe. Es zeigt auch, wie vernetzt verschiedene Wege sind, geht es bei On Being doch um Poesie. Hier geht es um Bewegungspoesie. Ich möchte den beiden Impulsen aber etwas hinzufügen: »Deepen into your life. Wachse in die Tiefe deines Lebens.«

Become more fluent in your humanity.
Deepen into your life.
Shape your presence in the world.

Verben sind offen

Die zentrale Praxis integraler Bewegung sind zehn Verben. Verben sind offen. Offenheit trägt. Offenheit hat Tragweite. Fließen, vertiefen, gestalten… Vielleicht wird dabei die Tragweite klar. Ob sie klar wird, ist eben offen. Dass sie klar wird, kann man nicht voraussetzen. Aber man kann dafür sorgen. Mit einem Weg, einem Fluss. Mit integraler Bewegung, RIVERS.  Das Problem ist eben gerade, dass die Tragweite der Verben einem nicht-praktizierenden Menschen generell nicht klar ist. Die Tragweite ist eine Entdeckung. Eine unendliche Entdeckung. Mit den obigen Ausformulierungen wird die Tragweite, so glaube ich, unmittelbar spürbarer. Menschlichkeit. Leben. Welt.

Kein Mittel zum Zweck

Der Kurzschluss wäre, dass Bewegung Mittel zum Zweck wird. Das ist der Fall, wenn man immer noch in all diesen Dualismen verhangen ist, wie Körper - Geist, Praxis - Leben, und so weiter. Ich möchte gar nicht mehr argumentieren, weshalb diese Dualismen nicht mehr gelten. Das habe ich hier im Log oft getan. (Unten findest du Links zu relevanten Einträgen.) Mit der Praxis fallen die Dualismen nach und nach weg. Kurz: Körper und Geist sind nicht getrennt, sie sind nicht zwei, sie sind ein Prozess.

Warum ein körperlicher Weg?

Ich möchte nicht sagen, integrale Bewegung und RIVERS seien körperliche Wege. Auch »körperbasiert« trifft es nicht, da der Körper nicht einfach Basis ist. Da steckt schon der Dualismus drin. »Körperintegriert« trifft es besser. Oder eben, schlicht, ein wahrhaft »integraler« Weg.

Die obigen Sätze sind nicht einfach schön oder inspirierend. Sie sind Leitlinien. In »leiten« ist Bewegung drin. Sie sind Handlungsimpulse. Handlungen sind immer körperlich (die Hand ist ja schon im Wort dabei). Wenn wir rein geistig arbeiten, zerfällt währenddessen der Körper, und damit unser Handlungs-Organ und Empfindungs-Organ. Wenn wir körperintegriert arbeiten, werden Körper und Geist – und alles andere, was wir sind – gefordert und gefördert. Wichtig ist auch, dass wir das Gewahrsein verankern, Imagination, Vorstellungskraft. Tun wir das nicht, werden diese gestaltenden Kräften zu Fantasien, Illusionen, ja auch Ideologien oder Pathologien (mehr dazu in Die Rhythmen integraler Bewegung, S. 36).

Und du?

Ich werde in einem weiteren Log-Beitrag darauf zu sprechen kommen, dass man sich seine Handlungs-Impulse, seine Leitlinien, heute weitgehend selber suchen muss. Vielleicht hast du soeben etwas gefunden? Das würde mich freuen. Denn ich glaube, dass wir und dass diese Impulse es wert sind, in Handlungen umgesetzt zu werden. Zum Beispiel in einem Korsika-Angebot? Seien wir der Fluss, der wir werden. Let’s be the river we become.


 

Links zur Aufhebung der Dualismen

 
 

 
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