Wir werden, was wir praktizieren
Wir leben in Zeiten, wie sie noch niemand erlebt hat. Corona. Ich bin überzeugt, dass nicht nur das Virus etwas mit dem Körper macht, sondern dass auch die Umstände plastisch etwas mit dem Gehirn machen. Dass sich grundlegend unsere Struktur verändert. Und dass wir mit der richtigen Praxis auch in der Isolation etwas dagegen tun können. Dass wir unsere Strukturierung durch äußere Umstände von innen her positiv beeinflussen können.
Ich persönlich mache dies mit der Open Hands Solo Praxis. (Du findest sie bei @Home.) Und mit dem Ausrichten auf das Movement Adventure.
Und du?
Ich hatte diesen Text vor ein paar Jahren bereits einmal publiziert. Nun bekommt er eine neue Aktualität. Nun, das ist in Corona-Zeiten der Isolation und der Lockdowns.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben gezeigt (mehr hier), dass eine neue Form täglicher Meditation die soziale Verbundenheit untereinander steigern und das Gefühl von Einsamkeit reduzieren kann: die sogenannte kontemplative Dyade. Diese setzt im Gegensatz zu traditionellen, allein im Stillen für sich praktizierten Techniken auf gemeinsames Meditieren in Form von konzentrierten, achtsamen Dialogen.
Es zeigt sich, dass sich sich die Neuroplastizität in den für soziales Verhalten zuständigen Arealen des Cortex erhöht. Die sozialen Kompetenzen, Mitgefühl und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen werden verbessert. Zudem lag der Cortisolspiegel nach sozialem Stress deutlich niedriger als bei alleine Meditierenden.
Sei der Fluss, der wir werden
Es liegen natürlich in keiner Art und Weise differenzierte Studien vor, die nun verschiedene Formen des achtsamen Dialogs ausdifferenzieren würden. Neben einer Fülle von Übungen, die ich Bewegungsdialog (Movement Dialogue) nenne, stehen uns im RIVERS-Fundus im Rahmen von PLAY in Korsika Open Hands und auch Acro-Yoga zur Verfügung.
Und genau deshalb praktizieren wir sie: weil wir damit das Miteinander kultivieren. Jetzt liegen also erstmals auch wissenschaftliche Ergebnisse vor. Das ist wunderbar! Natürlich verleiten sie mich auch zu einem müden Lächeln: natürlich kultivieren diese verschiedenen Übungsformen des Dialogs das Miteinander, fördern verschiedene Sozialkompetenzen, reduzieren sozialen Stress und führen zu mehr Gelassenheit. Mein persönliches Experiment mit hunderten von Teilnehmern läuft dazu seit mehr als zwanzig Jahren Jahren und im Selbstversuch seit dreißig Jahren.
Auch ohne Neigung
Die Forscher des Instituts glichen ihre Ergebnisse natürlich mit einer Gruppe von Übenden ab, die klassische Meditation für sich alleine praktizierten. Die Praktizierenden hatten sich also ihre Methode nicht ihrer Neigung nach ausgesucht, im Sinne von, naja, Menschen, die ohnehin eine soziale Ader haben, suchen sich auch eher eine interaktive Übungspraxis aus.
Was wir daraus folgern können: Du wirst, was du praktizierst. Und deshalb praktizieren wir integrale Bewegung, und das beinhaltet verschiedene Partner-Settings und Gelegenheiten zum Spiel. Wir praktizieren ein Bewegungsspektrum, das nicht beliebig ist, sondern ganz klar und gezielt unser inneres Spektrum kultiviert.
Kommunikation ermöglicht Kommunion, Gemeinschaft. Eine gemeinsame Struktur ermöglicht dauerhaften Wandel.