Subtilisieren
Wieder und wieder fühle ich mich zu den einfachen Bewegungen hingezogen.
Atmen mit dem Wind.
Leuchten mit den Sternen.
Fließen mit dem Wasser.
Stehen mit den Bäumen.
Hören mit den Steinen.
Flüstern mit der Liebe.
Einfach.
– aus dem Buch der Bewegung (S.93)
Da haben wir’s. Schon wieder. Ich habe schon wieder eine Bewegung in meiner angestammten aber offensichtlich nicht angestaubten Taiji-Form gefunden. Eine neue, subtile Bewegung. Und wieder bin ich berührt. Und bestürzt. Bestürzt, dass ich die Bewegung nie so unterrichtet hatte. Man möge mir verzeihen. Ich wusste es nicht besser.
Ich hatte mir dann sogleich selber die Absolution gegeben. Es ist mir schon lange aufgegangen, dass die Taiji-Form nicht unterrichtbar ist. Es steckt einfach zu viel subtiles Bewegungspotenzial drin. Aber es besteht Hoffnung. So wie ich sie im @Home-Angebot unterrichte & das Setting der Integraldynamik = es kommt gut.
Aber wieder einmal hat mir dieses Entdecken gezeigt, dass die subtile Bewegung ein unendliches Spiel ist. Dass es für ein Infinity Game von Vorteil ist, Bewegung mit Subtilisierungspotenzial mitzubringen. RIVERS. Es ist dafür optimiert. Taiji, Qigong, Yiquan, diese und weitere chinesische Künste. 5 Rhythmen und andere Formen des Tanzes. Viele Arten der Interaktion mit direktem Körperkontakt: Aikido, Sparring in verschiedenen Formen, Shared Levitation, Open Hands/Push Hands/Tui Shou. Yoga, aus diversen Gründen nicht an erster Stelle, aber es reicht vollauf für ein unendliches Spiel.
Ah, das Subtilisieren… Welch ungeahnte Schätze sich da immer zeigen.
Ich bin dann auch erschrocken, beziehungsweise ich habe eine Erkenntnis gehabt. Gegenwärtig schreibe ich einen der Romane, den ich schon lange habe schreiben wollen, beziehungsweise ich editiere die ersten 250 Seiten so, dass ich nichts mehr daran auszusetzen habe. Erschrocken bin ich, weil, wenn ich den Text als unendliches Spiel anschaue, seine Vervollkommnung nie abgeschlossen sein wird und das Buch nie erscheint. Immer gibt es noch mehr zu subtilisieren, und ich möchte jeder darin vorkommenden Person und jedem Ort gerecht werden. Die Erkenntnis war, dass ich den Text als endliches Spiel betrachten muss. Das unendliche Spiel entsteht dann aus der Kombination von Text und Leser*in.
Da habe ich gelächelt, denn dies wiederum ist genau die Art, wie wir mit Bewegung arbeiten, beziehungsweise mit der Vermittlung von Bewegung. Man vermittelt/übermittelt ein Endliches, einen Ablauf, eine Form, und arbeitet darauf hin, dass dies in der Begegnung zum Unendlichen wird.
Ja, und genau darum ist das @Home-Angebot perfekt so. Es vermittelt ganz klar endliche, strukturierte Bewegungen. Daraus kann sich dann das Bewegungs-Universum entfalten. WENN, und das ist ein großes Wenn, der Rahmen dafür gegeben ist. Hier und in den Movement Adventures ist er garantiert gegeben.
Eine Subtilisierungs-Übung
Der Kontrabass-Käfer
Du stehst. Schwebende Knochen, natürliche Schwingung, weil du dir nicht im Weg stehst.
Du ruhst wie ein Spinnennetz an einem Frühlingsmorgen.
Nun kommt ein Käferchen durchs Gras gewackelt, sieht das Netz, denkt: »Nanu?«, und geht näher auf das Netz zu. Denn es ist ein musikalischer Käfer. Er sieht in dem Netz sofort die Gelegenheit, etwas Kontrabass zu spielen. Er zupft ganz sachte an einem Faden des Netzes – und das ganze Netz nimmt den Impuls auf und schwingt sachte.
Du gibst aus deiner Hüfte einen kurzen, sachten Impuls – zupf – und beobachtest, wie sich der Impuls ausbreitet. Breite ihn nicht aus (nicht machen), sondern beobachte, wie er sich ausbreitet. Wie er das Wirbelseil hochsteigt. Wie er die Schultern und Arme erfüllt. Den Kopf. Und wie er sich nach unten fortsetzt. Durch die Beine in die Füße. Durch die Füße in den Boden. Und dann: Zupf. Wieder und wieder.
Dann kannst du das in Bewegung bringen.
Aus den Integraldynamik-Büchern, siehe unten