Warum Open Hands dein Leben verändert. Und wie.
Open Hands
Open Hands kann dein Leben verändern, so wie es meines und das vieler meiner Schüler verändert, weil es Folgendes leistet:
Statt die Kunst des Kämpfens kultiviert Open Hands die Kunst des Antwortens und damit der Selbst-ver-Antwort-ung
Statt die Kunst des Gewinnens kultiviert Open Hands die Kunst des In-Kontakt-Seins
Statt einen Konflikt zu lösen setzt es das höhere Potenzial für alle Beteiligten im Kern des Konflikts frei
Statt Dominanz kultiviert es Dialog
Es macht den Schritt von der Selbstverwirklichung zur Weltverwirklichung.
Die Kunst des Antwortens
Eine Antwort ist etwas ganz Anderes als eine Reaktion. Eine Reaktion geschieht in festgelegten Mustern. Wenn ein Hund auf einen Befehl reagiert, antwortet er nicht, er funktioniert einfach nach einem Muster. Und wir sind genau so. Jedes Mal, wenn wir nicht antworten, reagieren wir. In dem Maße, in dem wir vergessen haben, dass wir Antwortende sind, sind wir Reagierende. In dem Maße, wie wir uns die Kompetenz zu antworten nicht erarbeitet haben, sind wir Reagierende wie der Hund. Dieses Kommando löst in uns diese Reaktion aus, jenes Wort jene Reaktion. Jedes Mal, wenn ein Moment nicht aus sich heraus mit unserer Beteiligung ganz neu entsteht, wird einfach Vergangenheit reproduziert. Das heißt natürlich nicht, dass alles immer ganz neu ist. Aber es ist ein wesentlicher Unterschied, ob wir re-agieren oder co-kreieren.
Ein Blick, eine Situation, ein Tonfall, das reicht schon, um in uns eine ganze Maschinerie an Mustern in Gang zu bringen und einen Prozess, der eigentlich gar nichts mit der tatsächlichen Situation zu tun hat. Wir reagieren dabei auf etwas und etwas, trennen uns davon und halten das Ganze für die Wirklichkeit. Wir reagieren auf einen Trigger und re-agieren, also re-produzieren ein Muster. Dies geschieht zum großen Teil automatisch und unbewusst.
Eine Antwort hingegen ist etwas ganz Anderes. Eine Antwort hat mit Ver-Antwortung zu tun. Ich übernehme meine Verantwortung für mein Tun. Ich bin nicht das Opfer des Anderen. Ich bin in meinem Zentrum verankert. Niemand zwingt mich zu einer bestimmten Reaktion. Es ist meine freie Entscheidung, ob ich reagiere oder antworte. Natürlich muss ich mir dafür verschiedene Kompetenzen erarbeiten. Das erfahren wir auf deutlichste Weise im Open Hands, der Kampfkunstform des Friedens, die uns Zeit und Raum gibt, unsere Reaktionen aufzuspüren, zu lösen, in ein stabiles und agiles Ganzes wieder einzugliedern durch Dekonstruktion und Rekonstruktion. Open Hands schafft Raum, um Antworten zu lernen, denn antworten ist eine Kompetenz, und die Kernkompetenz ist das Zentrieren und Offensein. Kampfkunst wird zur Kunst des Liebens und des Antwortens.
In Kontakt sein
Wo findet eine Beziehung eine Heimat? Wo ist sie? Nur in den Herzen der Individuen? Ist sie nicht mehr als das? Was ist sie? In meinem Empfinden ist eine Beziehung unter anderem auch etwas Stoffliches, sie hat einen Körper. Im Interesse ist auch Wohlwollen drin, Bereitschaft, Offensein, Forscherdrang, Entdeckungslust und gleichzeitig auch schon ein Angekommensein. Das alles sind die wunderbaren Geschenke einer Beziehung, die individuelle und gemeinsame Stabilität verschaffen. Das gemeinsame Zentrum, das im Open Hands entstehen kann, ist etwas Ähnliches. Es ist mehr als zwei individuelle Zentren. Durch uns werden wir mehr. Wir entfalten uns. Und bleiben doch auch immer zentriert und geerdet, bleiben individuell, auch wenn wir uns gemeinsam gestalten, auch wenn wir je eine individuelle und auch eine gemeinsame Gestalt annehmen.
In jedem Moment kann ich mich entscheiden, reaktiv oder kreativ zu sein. Ich werde nicht gelebt, ich lebe.
Im Dialog, wie wir ihn in Open Hands oder im Yoga des Dialogs verkörpern lernen, und wie wir ihn dann auch im Leben führen können, geht es darum, gemeinsam ein Ganzes zu werden, das über sich selbst hinauswächst. Es geht also einerseits darum, dass wir uns ergänzen. Wenn jemand partout sich nicht bewegen will, lade ich ein zur Bewegung, indem ich mich bewege. Wenn jemand einfach nicht entspannen will, lade ich ein zur Entspannung, indem ich mich und die Situation entspanne. Wir komplementieren uns. Dynamisch wird dieser Prozess, wenn sich beide darauf einlassen. Und sofort wird es auch spannend: Was braucht es, was muss ich in mir aktivieren, damit wir ganz werden? Schon beginnt der Dialog durch Interesse, denn ich muss ja Fragen stellen, muss kennen lernen, Informationen erhalten. Fragen stellen wir mit unseren hörenden Händen und Körpern. Sie stellen intelligente Fragen: zuerst etwas oberflächliche, nette, unverbindliche, dann immer mehr auf den Kern hin, zur Sache. Wir müssen daher wissen, wie wir Fragen stellen. Wir weiten unser Fragen-Spektrum. Das machen wir, indem wir unser eigenes Bewegungsspektrum weiten. Daraus kann sich ein weiteres Interaktionsspektrum entfalten.
Eine höhere Ordnung freisetzen
Open Hands ist ein Tanz, der uns herausfordert, an der Grenze und mit der Grenze zu tanzen und diese auszudehnen. Wir lernen, offen und vorbehaltlos auf Menschen zuzugehen, ihnen wirklich zu begegnen, in Dialog zu sein und allfälligen Konflikt, sei dieser strukturell oder dynamisch, in eine höhere Ordnung zu transfigurieren.
Wir lernen unsere im wahrsten Sinne des Wortes eingefleischten Reaktionsmuster kennen und sie zu dekonstruieren und durch kreative, aber wohlstrukturierte Spontaneität zu ersetzen. Wir ersetzen damit Muster durch Antworten und bleiben im eigenen Zentrum, in der Selbstverantwortung. Diese Antworten kommen nicht primär aus dem intellektuellen Bereich (und damit auch aus dem Bereich der Konzepte, Kategorien, Ideen, Wunschvorstellungen, Ideologien und der Selbstverblendung), sondern sie kommen aus dem Körper und sind somit erst einmal ein Entworten, ein Freiwerden von starren Begriffen und von körperliche Starre. Somit können wir uns ergreifen lassen, ohne aus dem Zentrum zu fallen. Open Hands und Dialog-Yoga sind unmittelbare Feedbacksysteme, die uns unser Erdungs-Potenzial und den Grad seiner Verwirklichung schön aufzeigen. Doch sie sind noch viel mehr als Feedback. Denn Feedback ist monologisch. Sie sind meiner Meinung nach Ausformungen des wichtigsten Weges der Transformation, den die Menschheit in unserer Zeit gehen kann: den Weg des Dialogs, des dynamischen, konstruktiven, engagierten, zulassenden Miteinanders. Ein notwendiger Weg, meine ich.
Dialog statt Dominanz
Ein Dialog ist ein offenes sich aufeinander Einlassen mit offenem Ausgang. Es geht nicht darum zu gewinnen, Recht zu behalten oder sich kein bisschen bewegen zu lassen. Sondern es geht darum, sich gemeinsam zu bewegen, einen Fluss und Einfluss zuzulassen und zu kultivieren, der mich, dich, uns und das zwischen uns durchströmt. Wenn also ein Dialog ein doppeltes Offenes ist (offen sich einlassen, offener Ausgang), dann braucht es dafür in einem gewissen Sinn auch zwei Zentren. Die zwei Zentren sind das Beobachten und das Empfinden. Dadurch nehmen wir bereits zwei Perspektiven ein und keine Perspektive wird absolut gesetzt. Durch diese Art des Zentrierens vertreten wir zwar einen Standpunkt, doch dieser ist nicht starr. Wir beziehen Stellung, doch diese ist veränderbar. Daraus entsteht das Öffnen, dadurch das Ausdehnen. Wir berühren uns offen und zentriert, beobachten, empfinden. Dadurch ändert sich die Gestalt, und wir erlauben ihr, Gestalt durch uns anzunehmen. Wir differenzieren und integrieren. Dadurch ändert sich die Gestalt wieder. Wir subtilisieren und verwesentlichen. Wieder ändert sie sich. Es entsteht ein Gestalt-Fluss. Wir stoßen an Grenzen, dehnen sie aus, wahren und weiten gleichzeitig. Wir erkennen starre Muster und eingeübte Reaktionen, dekonstruieren sie und rekonstruieren eine wohlstrukturierte Spontaneität, die keinen fixen Mustern folgt, sondern die natürlichen Prinzipien verkörpert. Ein Dialog ist kein Interview und kein Feedback. Unsere Feedback-Kultur ist der Tod des Dialogs. Die strukturierte Spontaneität kennt keine starren Rollenzuweisungen. Wir stellen Fragen, wir antworten, wir erforschen gemeinsam, unser Begegnen ist ein unaufhörliches, ausgelassenes, kreatives sich aufeinander Einlassen. Vielleicht entsteht auch ab und zu ein Missverständnis, doch dieses hat ein großes kreatives Potenzial, indem andere Bedeutungsschichten freigelegt werden.
Von Selbstverwirklichung zu Weltverwirklichung
Wir kultivieren mit dem Weg des Dialogs Kompetenzen, die wir eins zu eins von einem Dialogfeld, etwa dem Open Hands, in ein anderes, etwa den Dialog im Reden, anwenden können. Es sind Grundkompetenzen, die wir nicht transferieren müssen. Sie sind sofort anwendbar. Das heißt nicht, dass wir sie im neuen Feld nicht auch üben müssen. Aber wir haben die Grundlage bereits für alle Felder geschaffen.
Wenn eine Beziehung entsteht, ist es von enormer Wichtigkeit, sie nicht gleich wieder in bekannte Bahnen zu lenken und ihr eine Gestalt überzustülpen, die man kennt – oder die regelkonform ist. Das bedeutet nicht, alle Konventionen über den Haufen zu werfen. Aber es heißt, sie zu dekonstruieren und den Teil von ihnen, die für die Beziehung förderlich sind, von innen her sich aufrichten zu lassen, damit sie der Beziehung ihre ganz eigene Gestalt verleihen, während Konventionen, die letztlich nicht begründet sind, als ungültig erkannt werden.