Die Kunst des No Bullshit

 
 

Die Bewegungen erkunden, die unser Leben prägen

Kehren wir den Spieß um. Nicht die Erforschung unserer Bewegungen soll im Vordergrund stehen. Lass uns Bewegungen erforschen, die unser Leben prägen. Und dieses Erforschen, das soll ein Ringen sein. Ich glaube wirklich, dass wir ringen müssen.

Ringen mit uns selbst und mit anderen, mit Umständen – individuell und global – und Ideen, mit Vorstellungen, mit Werten, Perspektiven und auch mit unseren Instinkten, mit unserer Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit. Harmonie ist kein Zustand, in dem wir leben, ich meine, sieh dich um, sie ist etwas, das wir immer anstreben und nie erreichen werden. Es gibt kein statisches Gleichgewicht, und doch ringen wir um dieses Gleichgewicht, und das ist gut so. Das ist das unendliche Spiel.

Ring ringen wringen

Ist es nicht interessant, dass im Verb «ringen» der Ring, das Runde, der Kreis steckt? Und dass wir, wenn wir «wringen», in einer Kreisbewegung etwas herauspressen? Man kann es so sehen, dass das Herausgewrungene etwas Existentielles, Essenzielles, Wesentliches ist, oder man kann es als etwas Fremdes betrachten, das wir loswerden.

Kreisbewegungen. Wir finden sie in einigen Kampfkünsten wie Taiji, Baguazhang, Aikido, Judo, Tui Shou, Open Hands.

Eingeschliffenes entschleifen

Wir werden nicht zu romantisch verklärten Kriegerinnen und Kriegern des Lichts, wenn wir ringen. Nein, das kann nicht der Weg sein. Krieger und Krieg können nicht der Weg sein. Wir arbeiten wahrhaftig und ehrlich mit unseren eingeschliffenen Mustern, den Anspannungen und Reaktionen, mit unseren dunklen Seiten, den Dämonen, den dunklen Seiten der Mythen und Götter und den hellen, unseren schlummernden Potenzialen.

»Nicht wir stellen die existenziellen Fragen. Wir stellen uns den existenziellen Fragen«

Fun & Tiefe

Wir entdecken dabei auch die Rhythmen, die urgestaltenden Kräfte, unsere Entfremdung von ihnen und von der Natur, innen, außen, beginnen zu reintegrieren, Raum zu schaffen, und finden Unvorstellbares wie die Kraft der Imagination und ihre ganz konkreten Auswirkungen. Wir begegnen wieder und wieder den Widerständen, die in uns wirken, bis sie sich zu lösen beginnen, und wir lösen die Dinge nicht, indem wir sie in oberflächliche Harmonie verschmelzen, indem wir sie ausgleichen, nivellieren, sondern indem wir uns total in unsere wahre und ehrliche und authentische Suche nach Lösungen, nach Frieden, Gleichgewicht, Wachstum, Evolution, Gerechtigkeit – nach Veränderung – einbringen. Total bringen wir uns ein: mit allem, was wir sind. Dabei finden wir nicht Veränderung im Außen. Wir verändern uns. Und damit verändern wir, als kreativer Akt, als Handelnde, das Außen. Denn wir müssen nicht gewinnen, wir wollen uns durch unser Ringen mit den existenziellen Fragen verändern. Denn nicht wir stellen die existenziellen Fragen. Wir stellen uns den existenziellen Fragen. Wir erkunden die Bewegungen, die unser Leben prägen. Und in diesem Prozess werden wir geformt.

»Eben doch: Es macht richtig Spaß!«

Hört sich nicht nach Spaß an? Nun... Nicht nach oberflächlichem Spaß, aber ich kann dir garantieren: Am besten verändern wir uns, wenn wir uns nicht zu ernst nehmen. Und das, was wir tun, in einer bestimmten Weise auch nicht. Es ist kein Kampf und kein Krampf. Deshalb ist unsere Hauptaktivität das ernsthafte Spiel. Das No Bullshit Spiel, wo uns niemand etwas vormacht, und wo wir niemandem (auch uns selbst nicht) etwas vormachen. Wir lernen, am Abgrund zu spielen, aber wir spielen. Spielen, als ginge es um Leben und Tod. Denn es geht um Leben und Tod. Aber wir spielen locker, denn der Tod kann uns nichts anhaben, wenn wir wirklich ein unendliches Spiel spielen. Eben doch: Es macht richtig Spaß!

Hört sich verrückt an? Ja. Soll es auch. Denn zentriert zu sein ist wichtig, aber die verrückten Dinge spielen sich an der Peripherie ab, und je stärker das Zentrum, desto ver-rückter kann die Peripherie sein. Darum arbeiten wir mit beiden Aspekten.

Hört sich paradox an? Willkommen im Ring!


Sokrates lässt grüßen. Und er Lässt fragen

Wir erforschen konsequenterweise die Bewegungen, die unser Leben prägen, durch Dialog. Dieser Dialog findet auf allen Ebenen statt und ist in der körperlichen Bewegung verankert. Unser No Bullshit Gefäß ist Open Hands. Open Hands ist die simpelste Kampfkunst des Friedens und die simpelste Kunst des No Bullshit. Es ist eine Praxis des körperlichen Dialogs, die jedoch nicht nur den Körper, sondern den gesamten Menschen einbezieht. Es ist eine sehr einfache, überall wo zwei Menschen sind praktizierbare Form des unendlichen Spiels, die das volle Potenzial der frei fließenden Komplexität und der mühelosen dynamischen Verbindung freisetzt und kultiviert.

Open Hands ist eine sokratische Methode. Sie ist dialogisch, und sie dekonstruiert und rekonstruiert nicht durch Statements, sondern durch Fragen. Jede Bewegung ist entweder eine Frage oder eine Antwort, und jede geglückte Bewegung differenziert und integriert.

 

 

Open Hands Log-Einträge

 
 

 
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Menschlichkeit. Leben. Welt.