Es ist einfach einfach

 
 

Ich kann es nicht ändern. Und ich will es nicht ändern: Es ist einfach einfach.

Finde die Bewegung, die dich ruft. Bewohne sie, beheimate sie. Seid und werdet.

Diese drei Stufen gibt es auf einem authentischen, echten, lebendigen Bewegungsweg. Bewegungspraxis ist eine Freundschaft. Es ist genau so wie eine Freundschaft mit einem anderen Menschen.

Möchtest du dich bewegen? Bewege dich. Möchtest du dich nicht bewegen? Dann bewege dich nicht. Bis der Körper sich eines Tages meldet: «Ich möchte mich bewegen.» Dann finde die Bewegung, die dich anspricht. Vielleicht musst du Verschiedenes ausprobieren. Das ist als Phase OK, als Grundmodus des ewigen Ausprobierens ist es Konsum und es wird natürlich nirgendwo hinführen.

Vielleicht ist es aber auch schnell klar. Bei mir war es schnell klar, was mich anspricht.

Wenn es dich anspricht, antworte. Folge dem Ruf.

Bewohne die Bewegung. Geh in sie hinein. Sie war wohl zuerst äußerlich. Du hast einen anderen Menschen gesehen, der sich so bewegt. Das hat dich bewegt. Nun bewegst du dich. Du imitierst. Bis es zum Eigenen wird. Du integrierst. Du bewohnst die Bewegung und sie dich, sie kommt in dich hinein. Ihr seid beheimatet.

Und damit seid ihr. Und ihr werdet. Denn die Dreiheit ist imitieren – integrieren – innovieren. Ihr werdet euch entwickeln, wie auch immer, wohin auch immer, innerlich, äußerlich, in die Tiefe oder in die Weite oder gar in die gemeinsame Stille, ins So-Sein, in die strukturierte Spontaneität. Zusammen mit dem Wind, dem Licht, dem Horizont, dem Berg, den Wellen…

Auf diesem ganzen Weg gibt es viel zu lernen. Dieses Lernen ist aber ein Erkennen, ein Entwickeln und ein Ankommen zugleich. Es ist nicht von außen aufgesetzt. Deshalb gibt es nicht viel zu lehren. Wir Westler mokieren uns manchmal über traditionellere östliche Methoden, in welchen viel mehr einfach imitiert wird, ohne alles zu erklären. Wir nehmen es gerne auseinander, begründen es, haben ausgefeilte methodische Mittel. Das brauchen wir, weil wir imitieren und integrieren nicht gewohnt sind. Weil wir uns Unterricht gewohnt sind, nicht Praxis. Unterricht und Praxis sind in keiner Weise dasselbe. Wir haben nichts anderes gelernt als zu verstehen. Jetzt geht es darum, sich an das Verkörpern zu erinnern.

Für uns mag es auch schwierig sein, einen Ruf zu hören. Es ist laut in unserer Umgebung. Wir werden potenziell überflutet mit Angeboten. In uns ist es laut, weil wir nicht regulieren und keine kontemplativen Freiräume mehr haben. Noch vor nicht allzu langer Zeit ging man aus dem Haus und war für sich. Man war unerreichbar. Heute ist für sich sein eine Entscheidung, die man ganz bewusst treffen muss. Für welche man unter Umständen eine Entziehungskur machen muss, weil man nicht mehr sein kann ohne den Blick auf den Bildschirm.

Wir hören vielleicht den Ruf auch deswegen nicht, weil uns so viele Experten sagen, was wir machen sollten. Wir machen also, was wir scheinbar alle machen sollten, statt dass wir einen Moment inne halten und uns frage, wohin es uns wirklich zieht.

Oder wir machen nicht, was die Experten vorgeben. Weil der Mensch sich eigentlich nur aus zwei Gründen bewegt: aus Notwendigkeit oder aus Freude. Solange der Kühlschrank voll ist, besteht evolutionär kein Grund, unnötige Kalorien zu verbrauchen. Und solange Bewegung keine Freude bereitet, bewegt sich der Mensch auch nicht. Wobei ich mit «Freude» natürlich nicht nur oberflächlichen schnellen Spass meine, sondern eben auch die Sehnsucht nach Heimat, nach sein und werden.

Und dann gibt es natürlich die vielen Anbieter, die uns weis machen, es sei nicht einfach. Nicht weil sie westliche Methodiker sind, sondern Kapitalisten. Weil es finanziell förderlich ist, das Einfache kompliziert zu machen und dann Häppchenweise zu verkaufen. Und weil sie keine Ahnung vom Einfachen haben.

Es ist eine Entscheidung, aus diesen Mechanismen auszusteigen. Atme. Ahne. Horche. Folge. Handle. Vielleicht ist deine Bewegung auch nur die Atembewegung. Oder stehen wie ein Baum. Das reicht. Gleich jetzt.

Finde die Bewegung, die dich ruft. Bewohne sie, beheimate sie. Seid und werdet.

 

 
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Lass uns stehn

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Atmen, ahnen, horchen, folgen, handeln